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Unser Billard-Club-Wahlstedt

Wir haben seit einigen Jahren die großen Möglichkeiten beobachten können, die das Pool-Billard-Spiel uns in der pädagogischen Arbeit bietet. Durch das hochwertige Material, welches durchaus eine gewisse Verletzungsgefahr birgt (Stöcke und Bälle), sind klare Regeln und eine gewisse Ruhe und Vorsicht eine Grundvoraussetzung. Dem Karate ähnlich gibt es auch beim Billard (wie z.B. im englischen Snooker) Rituale, auf die wir für einen geordneten Ablauf wert legen. Das Handgeben vor und nach dem Spiel, die Ruhe, die man seinem Gegenspieler während der Zeit am Tisch zugesteht, der generelle Verzicht auf Schadenfreude (weil immer auch Glück eine Rolle spielen kann) und auch ein soziales Gewinnen und Verlieren zu lernen, gehören zu unseren Anforderungen ans gemeinsame Billardspiel.

Gerade das Zeitlassen für jeden Stoß entschleunigt und fällt vielen Kindern am Anfang sehr schwer, sowohl bei sich selbst, als auch beim Warten auf den Gegenspieler. Diese erlernte Ruhe und Geduld ist dann allerdings wunderbar bei anderen Spielen als Ressource wieder abzurufen oder zu thematisieren. Wer seine Selbstregulierung erstmal bewiesen hat, der wird auch in anderen Situationen für sein Verhalten Verantwortung übernehmen können. Gerne erinnern wir auch bei einem Kontaktspiel, wie Fussball, an unsere im Billard konsequent umgesetzten Umgangsformen und stellen so Übertragungsleistungen erlebbar dar.

Der hohe Schwierigkeitsgrad, die Kugeln in Reihe zu versenken, dient zudem hervorragend als Frustrationstraining, da kleine Erfolge zwar schnell erreicht sind, das Ziel die Kontrolle über das Spiel zu erreichen aber als Lebensaufgabe gesehen werden kann. Jeder Stoß erfordert Konzentration.

Die Regeln der unterschiedlichen Spiele sind einfach und schnell verständlich und so auch kindgerecht, allerdings muss bedacht werden, dass eine gewisse Motorik und aufgrund der Höhe des Tisches auch ein Minimum an Körpergröße Voraussetzung ist, wir halten 8 bis 9 Jahre daher für das Mindestalter.

Die Grundannahme, warum sich Billard unserer Meinung nach so gut als Spiel für Kinder und Jugendliche eignet, denen es schwer fällt mit Misserfolg umzugehen, oder sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren, ist der Spass am Spiel. Es hat sich gezeigt, dass nahezu alle unsere Kinder für dieses Spiel zu begeistern sind und daher sich gern auch auf die geforderten Verhaltensregeln einlassen. 

Damit lässt sich dann vielfältig arbeiten, das Erlernen und Üben geeigneter motorischer Fertigkeiten, wie die Schulung der Hand-Auge Koordination und des Körpergefühls (sensomotorische Lernzielebene), die Vermittlung von Kenntnissen und Wissen als Grundlage (kognitive Lernzielebene), die Schaffung langfristiger Motivation zur Erreichung von Kontroll- und Selbstwirksamkeitserfahrungen (affektive und edukative Lernzielebene).

So unterstützt das Spiel als innovativer therapeutischer Ansatz in sinnvoller Weise die üblichen Maßnahmen. Spielen ist für die gesunde Entwicklung eines Menschen unentbehrlich. Es vermag, Emotionen zu regulieren und Bindung zu anderen Menschen zu festigen. Gerade der Bindungsaufbau gestaltet sich häufig leichter, wenn man in einer spielerischen, entspannten Situation über Probleme und Schwierigkeiten ins Gespräch kommen kann. Kinder und Jugendliche reden häufig ungern über die Dinge, die sie beschäftigen, aber meistens spielen sie gerne. Daher können Spiele dazu beitragen, sich besser kennenzulernen, therapeutische Fragestellungen zu verfolgen oder ihnen zu helfen, eigenständig neue Lösungsstrategien zu entwickeln.

Beim Billard bietet es sich zudem an, dass man sowohl ein Einzeltraining, oder auch Doppel – im Team, nacheinander und zusammen spielen kann. Hier legen wir auch den Fokus auf die Entwicklungspotenziale des Einzelnen und nicht auf die Konkurrenz untereinander.

Wir erhoffen uns, dass das Spiel durch Erfolgserlebnisse positiv auf weitere Situationen übertragen werden kann, Selbstbewusstsein und Sinn vermittelt und für den ein oder anderen vielleicht zu einem regelmäßigem Hobby wird.